
Wie verbringst Du Deine Pause an der Arbeit? Was Essen, eine rauchen, aufs Klo gehen? Ich auch, nur meistens schaut mir dabei jemand zu. Das sind die Fahrgäste, die auf der nächsten Fahrt bei mir mitfahren wollen. An fast jeder unserer Endhaltestellen ist das so und wenn man bereits zu spät ankommt, wird man als Fahrer immer interessanter. Aber es gibt eine Forschungsstation, die das Leben der Busfahrer, wenn sie nicht fahren besonders gründlich untersucht. Das ist die Endhaltestelle Siriusstraße. Keiner von meinem Kollegen oder ich haben je verstanden, weshalb das so ist.
Hier stehen bei absolut jeder Pause Menschen. Obwohl der Vordermann vor einer Minute abgefahren ist, und man seine Rücklichter noch sieht. Obwohl dort nur ein Wohngebiet ist und man eigentlich als Anwohner irgendwann wissen müsste, wann der Bus fährt. Obwohl es Apps gibt, die inzwischen sogar bei Verspätung die tatsächliche Abfahrtszeit anzeigen. Und obwohl wir auf dieser Linie fast nie zu spät sind, weil sie durch ruhige Siedlungen fährt und es ausreichend Fahrzeit oben drauf gibt.
Natürlich ist es mir nicht angenehm, bei absolut jeder Lappalie begutachtet zu werden. Jemandem, der mich schonmal direkt vor meiner Scheibe beim Salatessen beobachtete, öffnete ich mal die Tür und bot ihm eine Gabel voll an. Aber irgendwann reichte mir auch Sarkasmus nicht, darum begann ich, dort in meinen 20 Minuten spazieren zu gehen. Die letzten Minuten vor der Abfahrt verbringe ich dann auf dem Parkplatz hinter der Haltestelle und beobachte die Beobachter. In drei Minuten ist Abfahrt, ja wo ist denn der Fahrer? Köpfe drehen sich, Hälse werden länger, mein Grinsen auf dem Parkplatz breiter. Es wird um den Bus herum geschlichen und durch die Frontscheibe gespäht. Meistens komme ich dann aus meiner Deckung und singe Westernhagens „Mach Dir keine Sorgen, es wird schon weitergehen“. Das kurioseste überhaupt ist aber, dass die meisten der Ausdauersitzer dann nur zwei Stationen weit fahren.