
Der M11 ist eine Linie, die ich mag. Wenn ich dann allerdings mal ’ne Runde „Emmer“ hab, bekomme ich Drakestraße die Schülermeute ab. Natürrrlemont! Alle rinn in die Höhle, bin ja der einzje Bus uff der Ritze hier! Bis alle drin und sogar die Türen zu sind, hat mich mein Hintermann überholt. Der fährt warme Luft spazieren und hockt bestimmt an der Endstelle Dahlem auf dem Lokus, auf den ich so dringend muss.
Als Kompott gibt’s die „Hipsterschaukel“, den 165er von Köpenick nach Kreuzberg. Die Kollegin, die ich ablöse, gewinnt gerade einen Schweigemarathon und sie denkt wohl auch, sie arbeitet bei Lufthansa. In beiden Außenspiegeln sehe ich nur Himmel. Dauert ein paar Minuten, bis ich das wieder so hingebogen hab, dass ich was sehe. Unfälle habe ich mir nämlich abgewöhnt, zuviel Papierkram.
Am Schlesi will ich gerade abfahren, da kommt mir eine Alte, die geschmückt ist wie der Weihnachtsbaum der Apatschen, auf der Fahrbahn entgegen gelaufen. Na, Du bist mir ja schon mal sympathisch, denke ich. ‚Nimm mich mit, oder überfahr mich‘ – das sind meine allerbesten Freunde. Ob einer meinen Bus überholt und ich dann zusehen darf, wie der die wegplatscht, ist ja so nebensächlich wie das eigene Leben. Hauptsache Bus kriegen, ob tot oder lebendig!
Sie: „Sind die der Bus zum Schlesischen Tor?“
Ich verkneife mir mein obligatorisches ‚ich bin die Busfahrerin‘ und antworte stattdessen: „wir SIND am Schlesischen Tor.“
Sie: „nein, nein, da muss ein Bus hin fahren, zum U-Bahnhof!“
Nagut, mir Sachen abkaufen ist nicht so ihr Ding, also zeige ich auf die gerade oben fahrende Bahn.
Sie: „Aaach, die fährt gar nicht unten? U steht doch für Untergrund!“
Ich: „U steht für unabhängig vom Straßenverkehr. „
Und plötzlich werd ich trotz der Minuten, die mich das Gespräch wieder kostet, ein bisschen stolz. Diesen einen von drei Fakten, die ich mir während der Ausbildung gemerkt habe, konnte ich weitergeben! Wenn dit nix is! Interesse bei ihr jedoch mäßig, weg ist sie.
Ab Treptow wird’s wie immer ruhiger und als ich das letzte mal aus Köpenick abfahre, winkt am Horizont schon mein Feierabend am S-Bahnhof Schöneweide. Aber ich hab meine Rechnung ohne Rolli – Jochen gemacht. Der hat heut wieder Freigang und sitzt mit seinem Kumpel Rollator – Uwe in Oberspree an der Haltestelle. Na toll, die wollen Hartsprit holen in Schöneweide. Immer wenn ich des Weges komme! Warum? Uwe ist noch halbwegs bei Trost, bei dem versuche ich die rigide Herrscherin zu spielen: „ey, Du nimmst den hier in Schöneweide wieder mit raus! Du hast den mitgeschleppt, und der pennt hier NICH ein und fährt bis Endstation, klar?“ Uwe schiebt seinen Rollator an mir vorbei als wäre ich Luft. Na dem hab ichs aber gegeben! Jochen kommt eigentlich mit seinem Rolli gut klar, hat aber schon ordentlich einen in der Lampe und ausserdem regnete es die Runde davor, da drehen seine Räder auf der Rampe durch. Ich muss ihm also doch einen Schubs geben, Mist. Das wollte ich eigentlich vermeiden, denn der stinkt wie angefaulter Büffelpansen. Noch eh ich die Griffe seines Rollstuhls erreiche, kippt er nach hinten und ich versuche, die 100 kg bieratmenden Typ mitsamt Rollstuhl aufzufangen. Außer dem Inhalt aus seinem ‚Turmbräu‘- Bembel auf meiner gesamten Uniform ist das ganze glimpflich ausgegangen.
In Schöneweide scheiße ich die Beiden noch mal ordentlich zusammen, dass sie sich das nächste Mal einen anderen Bus aussuchen sollen und radle nachhause. Jetzt ist erstmal Wäsche waschen und duschen angesagt.
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